Feuerlilie

Aussehen:

Die Feuer-Lilie (Lilium bulbiferum) ist ein typisches Floren-Element der süd- und mitteleuropäischen Gebirge und ist von den Pyrenäen im Westen über die Gebirgszüge des Mittelmeerraums (z.B. Apennin) bis in den nördlichen Balkan verbreitet. In den Alpen wird sie von Süden nach Norden zusehends seltener. Daneben kann sie auch nördlich der Alpen noch lokal gefunden werden, hier handelt es sich aber selbst in natürlichen Lebensräumen wahrscheinlich nicht um ursprüngliche sondern durch den Menschen bedingte Vorkommen (z.B. gezielte Aussetzung, verwilderte Garten-flüchtlinge, etc.).

Wie ihre Verbreitung nahe legt, handelt es sich bei der Feuer-Lilie um eine eher wärmeliebende Art und bleibt dementsprechend auf klimatisch begünstigte Standorte beschränkt. Sie besiedelt Säume und Hochstaudenfluren, Bergwiesen und hoch¬montan/subalpine Rasen, kann aber auch am Rand von Schutthalden und lichten Waldbeständen angetroffen werden. Im Walgau ist sie nur lokal zu finden, so etwa im Großraum Satteinser Berg oder in den Seitentälern des Rätikons, wobei die Vorkommen im Nenzinger Himmel besonders hervorgehoben seien. Hier gedeiht die Feuer-Lilie unter anderem in wärmeliebenden Hochstaudenfluren mit dominanter Bergscharte (Rhaponticum scariosum), einer Pflanzengesellschaft, die im Wesentlichen auf die Schweizer und Italienischen Alpen beschränkt ist und von der Südabdachung der Alpen nur sehr lokal auf die Nordalpen übergreift (Vorarlberg, Nordtirol). In Vorarlberg ist dies nur im Walgau der Fall und hier eben im Nenzinger Himmel und im Brandnertal. In diesen Hochstaudenfluren findet sich übrigens auch der sehr seltene Alpen-Mannstreu (Eryngium alpinum), der als besonders schützens¬werte Art in der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie der Europäischen Union gelistet wird und zu dessen Erhalt eigene Schutzgebiete ausgewiesen wurden (Natura 2000-Schutzgebiete).

Die Feuer-Lilie kann bis zu mehr als einen Meter hoch werden. Am Ende des aus einer unterirdischen Zwiebel entspringenden, von linealisch-lanzettlichen Blättern locker besetzten Stengels findet sich der Blütenstand mit ein bis fünf großen, gelb-rot bis leuchten rot gefärbten Blüten. Die vier bis sechs Zentimeter langen Blütenblätter – es sind sechs an der Zahl – formen im unteren Teil eine Nektar-Rinne. Bei den Bestäubern der duftlosen Blüten handelt es sich um Schmetterlinge; nur sie können mit ihrem langen Rüssel an den Nektar am unteren Ende der Rinne gelangen. Neben der Fortpflanzung über Samen hat die Feuer-Lilie auch noch die Möglichkeit zur vegetativen, d.h. ungeschlechtlichen Ver¬mehrung. In den Blattachseln der oberen Blätter entwickelt sie Brutknöllchen (Bulbillen), die nach ihrer Reife zu Boden fallen und sich im Laufe von zwei bis drei Jahren zu einer blühfähigen Pflanze entwickeln. Ihr lateinischer Artnahme „bulbiferum“ nimmt Bezug darauf; es handelt sich um die „Knollen- bzw. Knöllchentragende“ (lateinisch bulbus – die Knolle, fer – tragen). Es gibt übrigens auch eine Unterart der Feuer-Lilie die keine solchen Brutknöllchen besitzt. Sie kommt in Vorarlberg aber nicht vor.

Als interessantes Detail am Rande sei vielleicht noch kurz auf eine Tier-Pflanzen-Interaktion hin-gewiesen die als Strategie zum Schutz vor Freßfeinden und Parasiten interpretiert werden kann. Die Feuer-Lilie produziert nicht nur in ihren Blüten Nektar sondern besitzt auch an den Blattspitzen und – solange sie sich im Kospenstadium befinden – an den Spitzen der Blütenblätter Nektardrüsen (Nektarien) mit denen sie Ameisen anlockt. Wenn sich diese nun nicht gerade am süßen, eiwei߬reichen Saft der Nektarien laben, sammeln sie auf ihren Wegen jede Raupe, Käferlarve und was immer ihnen auch gerade über den Weg läuft ein und tragen die Beute in ihr Nest. So haben beide Seiten ihren Vorteil.

Lebensraum: Wärmegetönte Säume und Hochstaudenfluren, Bergwiesen (Trespenwiesen der höheren Lagen, Goldhaferwiesen) und hochmontan subalpine Kalk-Rasen (u.a. staudenreiche Rost¬seggen-rasen), randliche Bereiche von Schutthalden, lichte Waldbestände. Nur in den Hanglagen und Seitentälern des Rätikons bis etwa 1600 Meter Seehöhe.

Blütezeit: Juni bis Juli