Zwergstendel

Aussehen:

Der Zwergstendel (Chamorchis alpina) ist – wie der lateinische Artname „alpina“ verrät – eine aus-gesprochene Hochgebirgs-Orchidee und unter diesen bezüglich seines Lebensraums wiederum ein wahrer Extremist. Am besten sucht man den Zwergstendel an Felsvorsprüngen, Felsgraten und lückigen, fels- oder schuttdurchsetzten Hoch¬gebirgsrasen die von der Polstersegge (Carex firma) beherrscht werden, die gut daran zu erkennen ist, daß sie dunkelgrüne, igelig-starre, polsterförmige Horste bildet.

Die winzige Orchidee wird nur zwischen 5 und 10 cm hoch und ist ob der gelblich-grünen Blütenfarbe höchst unscheinbar. Zum Anlocken von Bestäubern – es handelt sich in erster Linie um Ameisen – produziert der Zwergstendel Nektar, welcher in einer flachen Rinne der Lippe, d.h. dem unteren Teil der ansonsten helmförmigen Blüte, dargeboten wird und dort als glänzendes Rinnsal sogar mit freiem Auge zu erkennen ist. Die schmalen, grasartigen Laubblätter treten zu einer Rosette zusammen. Da sie sich auch gerne vegetativ vermehrt und zwar durch Bildung von Seitensprossen tritt sie häufig in kleinen Grüppchen auf, die bei flüchtigem Hinsehen durchaus mit einem Grasbüschel verwechselt werden können. Das Überleben an exponierten, bisweilen windgefegten und auch im Sommer durchaus frost¬gefährdeten und gleichzeitig stark austrocknenden Standorten des Hochgebirges (Kalkgestein und flachgründige Böden haben eine nur geringe Wasserhaltekraft) erfordert zum einen Kälteresistenz als auch die Fähigkeit Trockenheit zu überstehen. Während erstere in der Physiologie und zellulären Struktur der Pflanze festgelegt ist, d.h. biochemischer und mikro¬skopischer Natur, läßt sich zweitere auch am Bau der Organe erkennen. Im Falle des Zwergstendels sind es die dicklich-fleischigen Blätter die darauf hinweisen, aber auch die Wurzelknollen dienen als Wasserspeicher.

Der Zwergstendel ist die einzige Art ihrer Gattung und kommt nur in den Gebirgen Mittel- bzw. Zentraleuropas (z.B. Alpen, Karpaten) und Skandinaviens vor.

Lebensraum: Hochgebirgsrasen bzw. alpine Matten oberhalb der Waldgrenze, vornehmlich in Polsterseggen-Rasen. Von ca. 1600 Meter Seehöhe aufwärts bis in die höchsten Gipfelregionen.

Blütezeit: Juli bis August